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Trauer: 5 Schreibimpulse bei Verlust

Einen Menschen zu verlieren tut weh und die Trauer, die uns überfällt, kann uns selbst noch Jahren später begleiten.

Denn wenn uns der Tod einen geliebten Menschen entreißt, bricht der Boden unter unseren Füßen weg.

Alles gerät aus den Fugen – und das Leben, das wir kannten, ist nicht mehr dasselbe.

Genauso wenig wie wir.

Warum du über deinen Verlust schreiben solltest

Es heißt oft, Zeit würde alle Wunden heilen. Doch ganz so leicht ist es nicht.

Denn Trauer ist ein aktiver Prozess. Wir müssen uns mit unserem Verlust auseinandersetzen, um ihn irgendwie zu verarbeiten und weitermachen zu können.

Tun wir das nicht, verkapselt die Trauer sich in uns und hindert uns am Leben.

Besonders dann, wenn wir niemanden haben, mit dem wir über unseren Verlust sprechen können – oder es uns schwerfällt, unsere Trauer offen zu zeigen, kann Schreiben ein Weg sein, aktive Trauerarbeit zu leisten.

Denn wenn du über deine Trauer schreibst, fasst du Gefühle und Gedanken in Worte.

Du kannst dich mit dem Menschen, den du verloren hast, auf dem Papier verbinden und dich ihm so wieder näher fühlen.

Beim Schreiben gibst du dem Schmerz in dir ein Gesicht und lässt ihn so – nach und nach – los.

 

Vorbereitung – ehe du mit dem Schreiben beginnst:

Bevor du jetzt direkt mit dem Schreiben startest, sind hier noch 5 wertvolle Tipps, um das Beste aus den Schreibimpulsen herauszuholen.

Los gehts.

 

1. Schieb alle Regeln über Grammatik, Rechtschreibung, Kommasetzung oder Schönschrift, die du jemals gehört hast, zur Seite

Das, was du hier schreibst, ist nur für einen einzigen Menschen bestimmt: Dich selbst.

Niemand wird es je zu lesen bekommen, außer du möchtest genau das.

Du musst weder schön und lesbar schreiben, noch Grammatikregeln oder die Kommasetzung beachten.

Alles, was du brauchst, sind Stift und Papier, um mit deiner Trauer in Kontakt zu kommen.

Das ist alles.

 

2. Plane genug Zeit ein

Dich schreibend mit deinem Verlust auseinanderzusetzen ist nichts, dass du nebenbei tun solltest oder an einem Tag, an dem du noch einen wichtigen Termin überstehen musst.

Deine Trauer braucht Zeit und ausreichend Raum.

Plane deshalb genug Zeit ein.

Nicht nur für das Schreiben selbst, sondern auch für die Zeit danach. Denn deine Trauer zuzulassen kann nicht nur schmerzhaft, sondern auch ziemlich kraftraubend sein.

Ein Richtwert, an dem du dich orientieren kannst, sind 20–30 Minuten je Schreibimpuls. So kannst du dich auf das Schreiben einlassen und hast genug Zeit, um so lange und viel zu schreiben, wie du das möchtest.

 

3. Sorge für eine ablenkungsarme Umgebung

Sorge für eine ablenkungsarme Umgebung, um dich voll und ganz auf den Schreibprozess einlassen zu können.

Zieh dich in einen leeren Raum deiner Wohnung zurück und schließe die Tür oder such dir ein ruhiges Plätzchen in Garten oder Park.

Wähle eine Tageszeit, in der niemand außer dir zuhause ist und schalte dein Handy stumm.

Entspannungsmusik, Songs, die dich an den Verstorbenen erinnern oder Naturgeräusche können die Arbeit mit den Schreibimpulsen positiv unterstützen.

Mit guten Noise-Cancelling-Kopfhörern kannst du zudem Umgebungsgeräusche auf ein Minimum reduzieren.

 

4. Nutze einen gut schreibenden Stift und lege genügend Papier bereit

Manche Stifte sind träge, klecksen oder fühlen sich einfach nicht gut in der Hand an – deshalb nimm einen Stift, der sich gut halten lässt und leicht über das Blatt gleitet.

Ebenso ärgerlich wie ein nicht funktionierender Stift ist es übrigens, wenn du aus Platzmangel beim Schreiben innehalten musst.

Deshalb der Tipp: Lege lieber zu viele als zu wenig Blätter bereit.

 

5. Atme tief ein

Schließe einen Augenblick die Augen, atme tief durch die Nase ein und entlasse die Luft langsam wieder aus deinen Lungen.

Wiederhole dies für vier weitere tiefe Atemzüge, ehe du dir deinen Stift schnappst.

Atmen erdet und hilft, fokussierter und bewusster in den Schreibprozess zu starten.

Versuch es einfach mal.

 

5 Schreibimpulse, mit denen du deinen Trauerprozess unterstützen kannst:

 

Heute vermisse ich besonders …

Was vermisst du heute ganz besonders?

Es kann ein Lächeln sein, ein Wort, eine Umarmung.

Es kann das Geräusch der Haustür sein, wenn sich der Schlüssel dreht oder das Rauschen der Dusche am Morgen.

Es kann der Geruch frisch gekochten Essens sein oder auch ein Parfüm oder Aftershave.

Schreib auf, was dir heute fehlt.

All das, was du vermisst.

 

Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich…

Oft vermischt sich unsere Trauer mit Schuldgefühlen.

Da sind plötzlich jede Menge Dinge, die wir in einem anderen Licht sehen und bereuen: die unausgesprochene Worte, die ungenutzte gemeinsame Zeit. Versprechen, die wir nicht gehalten oder sogar gebrochen haben.

Was bereust du?

Welche Dinge würdest du heute anders machen, wenn du könntest?

Schreib genau darüber.

Schreib über das, was du bereust.

Über das, was du am liebsten anders machen würdest, wenn du nur die Chance dazu bekämst.

 

All diese Dinge erinnern mich an dich …

Jeder Mensch hinterlässt Spuren in unserem Leben. Es gibt Dinge, die uns an ihn erinnern:

Die Marke des Duschgels im Supermarkt, das Stück Torte beim Bäcker, die eine Bank im Park, ein Witz, die Kaffeetasse im Schrank.

Welche Dinge erinnern dich an den Menschen, den du verloren hast?

Welche Gegenstände siehst du an, um denkst automatisch an ihn?

Welche Orte sind unauslöschlich mit ihm verbunden?

Halte diese Dinge fest.

Schreibe eine Liste.

Eine Liste mit deinen ganz persönlichen Erinnerungsstücken.

Versuch so viele Dinge zu finden, wie du kannst.

 

Am liebsten würde ich dir sagen, dass …

Was würdest du dem Menschen heute am liebsten sagen?

Welche Dinge sollte er wissen?

Was hast du ihm nicht erzählt – weil keine Zeit mehr blieb, du dich geschämt hast oder es dir unwichtig erschien?

Schreibe einen Brief.

Richte ihn an den Menschen, den du verloren hast.

Und sag ihm all das, was du wünschtest, du könntest es jetzt aussprechen.

All das, von dem du möchtest, dass er es weiß.

Deine aktuellen Gedanken genauso wie deine verwirrenden Gefühle.

Deine Wut genauso wie dein Schmerz.

 

Eine Sache, die ich heute tun könnte, um es mir leichter zu machen, ist …

Manche Tage sind schwerer als andere. Denn Trauer tut weh, sie ist anstrengend und schmerzhaft.

Wir brauchen Dinge, die uns helfen, bestmöglich durch den Tag zu kommen.

Trotz allem.

Was könntest du heute tun, um dir selbst beizustehen?

Was könntest du versuchen, um gut für dich zu sorgen?

Schreib eine Sache auf.

Diese eine Sache kann ein Spaziergang im Wald sein; ein Ausflug ans Meer; ein Gericht, dass du kochen oder einen Freund, den du besuchen könntest. Es kann ein Bad sein, ein Anruf oder eine Tasse Tee.

Schreib sie auf, diese eine Sache und dann tu sie.

Wenn du magst, schreib im Anschluss darüber. Schreib, wie es sich angefühlt hat, was du mitnehmen konntest, was sich verändert oder nicht verändert hat.

Halt es fest.

      • Tipp: Starte eine generelle Liste, mit Dinge, die deine Stimmung verbessern oder dem Schmerz in dir etwas entgegensetzen können. Und wenn diese eine Sache, die du heute ausprobiert hast, sich gut angefühlt hat, schreib sie darauf.In dieser Liste kannst du jedes Mal dann stöbern, wenn der Schmerz zu stark ist oder du spürst, dass du dringend eine Trauer-Pause brauchst.

 

3 wertvolle Tipps, für die Arbeit mit deiner Trauer:

 

1. Wiederhole die Übungen

Jeder gemachte Schreibimpuls ist eine Momentaufnahme: Sie verrät dir etwas über den Punkt, an dem du gerade stehst.

Doch Trauer ist ein aktiver Prozess. Sie verändert sich, genauso wie wir uns verändern.

Wenn du die Schreibimpulse wiederholst, kannst du von neuen Gedanken, einem anderen Blickwinkel und dem Kontakt mit tieferen Gefühlen profitieren.

Auf diese Weise bleibst du unweigerlich in Kontakt mit deiner Trauer – und mit dir selbst.

 

2. Arbeite mit dem, was du über die Schreibimpulse herausgefunden hast & herausfindest

Das, was du während des Schreibens über dich, deinen Verlust und all die Dinge, die er beeinflusst, aufdeckst, ist nicht das Ende der Trauerarbeit, sondern eigentlich erst ihr Beginn.

Arbeite damit.

Nimm es auseinander.

Schreib über Aspekte, die du aufgeschrieben hast – geh tiefer hinein.

Alleine oder auch mit professioneller Hilfe.

 

3. Schreibe regelmäßig

Regelmäßiges Schreiben hilft, weil es deiner Trauer ein Ventil zu schenkt.

Gib es ihr.

Nutze das expressive Schreiben, schreibe Morgenseiten oder beginne ein Trauertagebuch, um deinem Verlust den Raum zu geben, den er braucht, um verarbeitet werden zu können.

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