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Therapeutisches Schreiben – Hilfe bei Trauma

Jede seelische Erschütterung beeinflusst dabei nicht nur die Art wie wir uns selbst und die Welt wahrnehmen, sondern – wenn wir sie für uns behalten – auch unsere Gesundheit. Denn bleiben Traumata in uns verschlossen – z.b. weil wir uns schämen oder weil wir keine Worte für das Erlebte finden – besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, krank zu werden.

Die allermeisten Therapeuten stimmen deshalb zu, dass das Sprechen über erschütternde Erfahrungen psychologisch hilfreich ist. Manche glauben, dass das Sprechen in erster Linie deshalb wertvoll ist, weil es den Menschen dazu bringt, angestaute Emotionen herauszulassen. Sigmund Freud, der Begründer der klassischen Psychoanalyse, ging beispielsweise davon aus, dass seine Gesprächskur deshalb half, weil Klienten dadudurch angestaute Gefühle lösen konnten, die sie zurückhielten.

Doch eine große Anzahl wissenschaftlicher Studien kommt heute zu dem Schluss, dass das bloße Ausdrücken von Gefühlen für sich alleine gar nicht von Vorteil ist. Vielmehr müssen Menschen lernen ihre emotionalen Reaktionen auf Ereignisse zu erkennen und zu identifizieren.

Sprechen ist also genau dann von Vorteil, wenn es dem Betroffenen dabei hilft, seine eigene Erfahrung zu verstehen.

Über ein Trauma schreiben statt sprechen – geht das auch?

Pennebaker erforschte bereits in den 1980 Jahren die Wirkung des Schreibens und kam zu dem Schluss, dass Schreiben dieselbe Wirkung hat wie das Sprechen. Kleinere Studien legen sogar nahe, dass Menschen, die mit traumaspezifischen Symptomen kämpfen, ebenfalls vom Schreiben profitieren können.

In einer dieser Studien wurden 25 Patienten mit diagnostizierter PTBS in zwei Gruppen eingeteilt: Die einen sollten über emotional neutrale die anderen über emotional belastende Dinge schreiben. Die Stimmung jener, die tiefe Gedanken und Gefühle zu Papier brachten, verbesserte sich so stark, dass es zu einer reduzierten Stressreaktivität als Reaktion auf ihre traumatischen Erinnerungen kam.

In einer vergleichbaren Studie aus Großbritannien stützte sich Mark Bernard auf eine klinische Stichprobe von 22 Teilnehmern, die sich von einer ersten Episode einer Psychose mit psychose-bezogener PTBS erholten. Diejenigen, die angewiesen worden waren, über stressige Aspekte ihrer psychischen Erkrankung zu schreiben, hatten weniger Vermeidungssymptome, was auf eine Verminderung der negativen Auswirkungen ihrer traumatischen Erfahrungen hindeutete.

Am beeindruckendsten waren jedoch die Studien von Denise Sloane, einer Forscherin an der Bostoner Universität, die sie gemeinsam mit dem National Center of PTBS und der Vereinigung amerikanischer Kriegsveteranen durchführte.

In einer Studie von 2012 ließ sie Überlebende schwerer Autounfälle einerseits über ihre Erfahrungen schreiben und andererseits über oberflächliche Kontrollthemen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten jene, die über traumatische Erinnerungen und Gefühle schrieben, in den Monaten nach dem Schreiben weniger Symptome.

In einer weiteren Studie mit Kriegsveteranen stellte sie fest, dass die Schwere der psychischen Symptome in den Monaten nach dem therapeutischen Schreiben nicht nur abnahmen, sondern dass fünf von sieben Betroffene nicht mehr die diagnostischen Kriterien einer posttraumatischen Belastungsstörung erfüllten.

Dein Trauma schreibend aufarbeiten

Vielleicht gehörst du – genau wie ich – zu jenen Menschen, denen Reden schwerfällt oder du schämst dich und weißt auch gar nicht so genau, wo du anfangen sollst. Das ist nicht schlimm, denn wie bereits erwähnt, musst du gar nicht reden, um dein Schweigen zu brechen.

Das von James W. Pennebaker entwickelte Verfahren des expressiven Schreibens setzt nämlich genau dort an: Es gibt dir die Möglichkeit, über belastende Gedanken und Gefühle, traumatische Einschnitte und daraus resultierenden Beeinträchtigungen und Problemen zu sprechen, ohne wirklich reden zu müssen.

Du kannst das Schreiben also nutzen. Sowohl als Unterstützung zu einer bereits stattfindenden Psychotherapie (z.b. indem du für deinen Therapeuten aufschreibst, was du nicht aussprechen kannst), als zusätzliche Möglichkeit zwischen therapeutischen Sitzungen (um dir Luft zu verschaffen und deine Seele zu entlasten), als Hilfestellung, während du auf einen Therapieplatz wartest (z.b. wenn du einen Flashback hast oder Alpträume dich quälen)– oder auch als selbsttherapeutische Intervention, um dir selbst zu helfen und deine Erfahrungen durchzuarbeiten.

Wichtig ist: Tu nur das, was sich richtig anfühlt. Überfordere dich nicht und achte gut auf dich.

Es ist normal, sich nach dem Schreiben über belastende Ereignisse trauriger zu fühlen, zu weinen oder mutloser zu sein: Doch wenn du nicht mehr mit deinen Gefühlen zurechtkommst, emotionale oder körperliche Symptome dich quälen oder Selbstmordgedanken losgetreten werden, scheu dich nicht, dir Unterstützung zu suchen.

Quelle: Opening up by writing it down* – Joshua M. Smyth & James W. Pennebaker

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hi,

    ich heiße Sandra und möchte Therapeutisches Schreiben machen.

    Bitte melden Sie sich.

    Danke.

    Liebe Grüße
    Shalom
    Sandra

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