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Frau berührt mit den Fingern ihre Haut an ihrem Körper. Verbindet sich für Somatic Journaling mit dem eigenen Körper.

Somatic Journaling: Schreibend mit dem Körper verbinden

Es gab eine Zeit, in der ich beim Journaling vor allem meinen Kopf sprechen ließ.

Ich schrieb, um meine Gedanken zu ordnen, um Klarheit zu gewinnen, ja, um mich selbst zu verstehen.

Und doch blieb da immer etwas … zurück.

Etwas, das ich nicht greifen konnte, das sich meiner Sprache entzog und sich gleichzeitig in mir festsetzte.

Vielleicht kennst du das ja auch.

Diese innere Unruhe, die sich nicht in Worte fassen lässt.

Diese Enge in der Brust, die sich einfach nicht wegschreiben lässt.

Gedanken, die nicht verschwinden wollen– obwohl man sie doch längst auf Papier gebannt hat.

Lange Zeit verstand ich nicht, warum.

Ich schrieb und schrieb – und fühlte mich doch, als würde ich um etwas herumkreisen, das ich nicht berühren konnte.

Zumindest, bis ich Somatic Journaling für mich entdeckte und etwas Entscheidendes verstand:

Mein Körper hatte mir die ganze Zeit etwas zu sagen - und alles, was ich lernen musste, war, ihm endlich zuzuhören.

In diesem Artikel verrate ich dir mehr über diese körperorientierte Journaling Methode.

Ich zeige dir nicht nur, was Somatic Journaling ist und was es so unglaublich kraftvoll macht - sondern auch, wie genau du es nutzt, um dich tiefer mit dir selbst zu verbinden.

Was ist Somatic Journaling eigentlich?

Somatic Journaling ist eine kraftvolle und transformative Journaling Technik, die uns dazu einlädt, eine tiefe Verbindung zu uns selbst herzustellen.

Doch im Gegensatz zum klassischen Journaling, bei dem wir vorrangig unseren Verstand benutzen, geht es beim Somatic Journaling um mehr.

Nämlich darum, unsere Körperwahrnehmung aktiv in den Schreibprozess mit einzubeziehen.

Und so die feinen, oft unbewussten Signale unseres Körpers wahrzunehmen und zu nutzen.

Anstatt dich also einfach mit Stift und Papier hinzusetzen und deine Gedanken ungefiltert zu Papier zu bringen, lauschst du auf das, was dein Körper dir zu sagen hat.

Und nutzt es.

Was Somatic Journaling so besonders macht

Die Wahrheit ist: Wir begreifen unser Erleben hauptsächlich über unseren Verstand.

Ständig analysieren und interpretieren wir.

Wir werten Dinge, stellen Zusammenhänge her und versuchen so unentwegt, das, was geschieht zu erfassen.

In gewisser Weise verstehen wir die Welt und uns selbst aus der Sicht unseres Denkens.

Und das, obwohl alles, was wir erleben – jede Emotion, jede Erfahrung– auch Teil unseres Körpers ist.

Denn unser Körper existiert nicht abgetrennt von uns.

Wir sind eins.

Was bedeutet, dass er alles abspeichert und darauf reagiert - und zwar auf eine Weise, die uns gar nicht bewusst ist.

Der Grund, warum sich Stress, Angst oder unverarbeitete Erlebnisse in Form von Muskelverspannungen, Kopfschmerzen oder anderen körperlichen Symptomen zeigen können.

Denn unser Körper spricht eine Sprache, die jede Menge über unser inneres Erleben verraten kann.

Dann, wenn wir ihm zuhören.

Und genau hier kommt Somatic Journaling ins Spiel.

Indem wir nämlich die bewusste Wahrnehmung unserer körperlichen Empfindungen, Reaktionen und subtilen Signale - sei es eine Verspannung im Rücken oder das schnelle Klopfen unseres Herzens - mit dem Schreiben verbinden, öffnen wir die Tür zu unserem Inneren.

Wir beginnen jenen Teilen von uns zu lauschen, die normalerweise in der Hektik des Alltags verborgen bleiben und gleichzeitig alles tun, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen.

Somatic Journaling ist somit ein Weg, um Blockaden zu lösen, emotionale Reaktionen zu verarbeiten und in Kontakt mit uns selbst und unseren Gefühlen zu gelangen.

Etwas, das heilsam für jeden von uns ist - doch vor allem dann hilfreich ist, wenn du Schwierigkeiten damit hast, deine Gefühle wahrzunehmen oder mit starken körperlichen Symptomen kämpfst.

Warum?

Weil es dir ermöglicht, dir selbst auf einer tieferen, fühlbaren Ebene zu begegnen und so Körper, Seele und Geist (wieder) in Einklang zu bringen.

Schon gewusst?

Regelmäßig praktiziert hilft Somatic Journaling dabei:

- Gefühle zu verarbeiten und Klarheit zu gewinnen.

- Stress und Anspannung abzubauen.

- Emotionale Wunden und traumatische Verletzungen besser zu verarbeiten.

- Sich mit den eigenen inneren Bedürfnissen und dem Körper zu verbinden.

- Das Nervensystem zu beruhigen.

5 einfache Schritte: So funktioniert Somatic Journaling

1. Beginne mit einer beruhigenden Bewegung

Der Einstieg ins Somatic Journaling beginnt mit einfachen, beruhigenden Bewegungen, die dir helfen, eine Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele herzustellen.

Das schafft die Voraussetzung für das anschließende Schreiben.

Nimm dir also einen Augenblick Zeit, um bewusst in deinem Körper anzukommen.

Und bewege ihn für einige Minuten, mit sanften, beruhigenden Bewegungen.

Das kann sein:

  • Sanftes Wiegen: Setz oder stell dich bequem hin und beginne, dich sanft von einer Seite zur anderen zu wiegen, fast so, als würdest du in einem beruhigenden Rhythmus schwingen. Lass deine Bewegungen fließend und gleichmäßig sein - aber achte darauf, dass du nicht zu schnell wirst. Bleib in einem Tempo, das dir ein Gefühl von Ruhe schenkt.
  • Bewusstes Dehnen und Strecken: Dehne und strecke deinen Oberkörper langsam und bewusst, lockere deine Schultern und lasse sie kreisen.
  • Selbstumarmung: Umfasse mit beiden Armen deinen Oberkörper, so als würdest du dich selbst liebevoll umarmen. Bleibe in dieser Umarmung, während du beginnst, dich sanft vor und zurück zu wiegen.
  • Bewusstes Gähnen: Lass dich von deinem Körper zu einem Gähnen verleiten, auch wenn du nicht müde bist oder dehne dich bewusst.
  • Sanftes Klopfen: Klopfe mit deinen Fingerspitzen zart und sanft auf verschiedene Stellen deines Körpers: Deine Arme, deine Beine, deinen Oberkörper. Achte darauf, dass der Druck sanft bleibt, fast wie ein beruhigendes Streicheln. 
  • Summen: Summe leise vor dich hin, während du langsam, bewusst und tief in den Bauch atmest

Wichtig ist, dass das, was du tust, sich gut anfühlt und dir ein Gefühl von Ruhe und Leichtigkeit schenkt.

Denn nur so signalisieren die Bewegungen deinem Nervensystem Sicherheit und helfen dabei, aus dem Kopf in den Körper zu gelangen.

2. Nimm wahr, was im Körper passiert

Als Nächstes nimm dir einen Moment Zeit, um wahrzunehmen, was in deinem Körper vor sich geht.

Wenn du magst, schließe die Augen, während du in deinen Körper hineinspürst.

Fragen, die du dir dabei stellen kannst:

-Wo fühle ich Spannung, einen Druck oder Wärme?

-Wo genau kannst ich das spüren? (Vielleicht in deinem Magen? Im Bauch? In der Brust? Im Nacken oder woanders?)

- Wo ist es am intensivsten? Gibt es eine bestimmte Körperregion oder Stelle, die gerade heraussticht? 

Spüre es.

Nimm alles wahr - und zwar, ohne es zu bewerten oder in irgendeiner Weise zu verändern.

3. Schreibe - aus deinem Körper heraus.

Nun schnapp dir einen Stift und beginne mit dem Schreiben.

Wie fühlt sich das, was du gerade fühlst, an?

Welche Textur, Form oder Farbe hat es? Wie würdest du es beschreiben?

Was ist es, was dein Körper dir gerade sagen will?

Denk nicht nach, schreib einfach.

Lass deine Worte fließen - ohne sie zu analysieren oder zu kontrollieren.

Versuche, deinen Körper sprechen zu lassen.

Alles darf sein.

Hier ein paar Satzanfänge, die dir den Start erleichtern können:
- Ich fühle mich ...

- Gerade kämpfe ich mit ...

- Was ich gerade bräuchte, ist ...

- Was mein Körper mir zeigen will, ist ...

-  Mein Herz schlägt gerade schnell, weil ..

Schreib ohne Urteil – nimm einfach wahr, was dein Körper dir mitteilt und lass die Worte ungehindert fließen.

Versuche, deine Finger in Bewegung zu halten und schreibe so lange und so viel, wie du möchtest.

Erlaube dir, all das auszusprechen, was dein Körper dir sagen möchte.

Es gibt kein Falsch.

4. Erforsche und vertiefe

Jetzt, nachdem du dich der Perspektive deines Körpers geöffnet hast, halte kurz inne.

Schließe die Augen, atme kurz durch und lasse Revue passieren, was du geschrieben hast.

Dann wende dich erneut deinem Körper zu: Ist da noch mehr, was dein Körper dir sagen will?

Falls noch mehr Empfindungen auftauchen, nimm sie wahr und schreib erneut.

So lange, bis du das Gefühl hast, alles gesagt zu haben.

5. Beende die Schreibsession mit einer bewussten Bewegung

Als Abschluss bringe deinen Körper erneut in Bewegung.

Wähle etwas, das sich angenehm anfühlt, dem Schreiben einen Abschluss schenkt und dich sanft zurück in den Moment bringt.

Dehne und strecke dich, streiche mit deinen Händen über Arme und Beine, laufe ein paar Schritte und nimm dabei jeden einzelnen deiner Schritte wahr oder gähne bewusst, um deinen Körper zu öffnen und ihn zu beleben.

Tu das, was sich richtig anfühlt.

Wähle intuitiv.

Und wenn du magst, beende deine Session mit der Frage: Wie fühle ich mich jetzt?

Gut zu wissen:

Es kann gut sein, dass du nach einer Journaling Session noch keine direkte Erleichterung spürst, denn Veränderungen machen sich meist erst nach mehreren Durchgängen bemerkbar.

Somatic Journaling - sowie das Schreiben generell - ist kein Wundermittel, sondern eine Methode, mit der du das Verhältnis zu deinen Gefühlen und deinem Körper verbessern kannst.


6 Tipps, mit denen du das Beste aus dem Somatic Journaling herauszuholen kannst

Damit diese Schreibmethode ihre volle Wirkung entfalten kann, habe ich zum Schluss noch ein paar Tipps für dich.

Tipps, die mir selbst beim Journaling geholfen haben und weiterhin helfen - und die ich beim Somatic Journaling besonders wertvoll finde.

Nutze sie gern, um dem Somatic Journaling - und Journaling generell - mehr Tiefe zu verleihen:

  1. 1
    Schaffe einen sicheren Raum: Schreibe an einem Ort, an dem du dich wohlfühlst - und zwar ohne Ablenkung. 
  2. 2
    Lasse deinen Körper sprechen: Konzentriere dich auf deine Empfindungen - nicht auf deine Gedanken.
  3. 3
    Verurteile nichts:  Egal, was auch kommt - heiße alles willkommen, egal wie schwer es auch ist.
  4. 4
    Bleib neugierig: Erwarte weder sofortige Antworten noch Lösungen. Sei offen für alles, was sich zeigt, während du schreibst. Denn alles kommt zu seiner Zeit.
  5. 5
    Umsorge dich: Nicht jede Session ist einfach, weder körperlich noch seelisch. Deshalb tu dir selbst (Körper und Seele) im Anschluss etwas Gutes. Umsorge dich selbst.
  6. 6
    Nutze das Somatic Journaling regelmäßig: Am besten funktioniert es, wenn du es regelmäßig nutzt - selbst dann, wenn es nur 5-10 Minuten pro Tag sind!

Dir gefällt diese Journaling Technik? Dann teil diesen Artikel gern, so können auch andere Somatic Journaling ausprobieren.

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