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#Schreiberfahrungen – Schreiben bedeutet Gefühlen Raum zu geben

Schreibend den eigenen Gefühlen Raum zu geben ist der Studentin Jana besonders wichtig. Früher hat ihr vorallem das Tagebuch schreiben dabei geholfen, ihre eigenen Gefühle und Gedanken zu verstehen.



Schreib darüber - ein Interview #2 mit Jana über ihre Schreiberfahrungen



Drei Worte, die dich am Besten beschreiben:

kreativ, hochsensibel und empathisch.


Schreiben bedeutet für mich ...

Meinen Gefühlen einen Raum zu geben. Im Alltag zwischen Uni, Seminare vorbereiten und arbeiten, unterdrückt man manchmal die Gefühle, die eigentlich dringend gefühlt werden müssen, um sich freier zu fühlen. Wenn ich kreative Texte schreibe, wie Gedichte, Zitate, Tagebuch oder ähnliches, kann ich meinen Gefühlen einen Raum bzw. einen bestimmten Platz geben. Dies führt dazu, dass ich meine Gedanken wieder mehr strukturieren kann. Der Kopf fühlt sich einfach wieder freier an.

Durch fiktive Texte widerrum kann ich eine Welt schaffen, in der ich mich selbst widerspiegeln kann. Man kann die Welt mit eigenen Worten beschreiben und begreifen. Durch die Charaktere kann man manchmal einen Zugang zu den eigenen Träumen und Wünschen finden. Außerdem möchte ich Menschen mit meinen Worten berühren und die Welt ein Stück weit, mit philosophischer und literarischer Literatur, schöner gestalten.


Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Seitdem ich schreiben kann, habe ich immer wieder mal kleinere Geschichten verfasst und eine Zeit lang regelmäßig Tagebuch geschrieben. Schreiben hat mir schon immer Freude bereitet. Es gab keinen bestimmten Anlass, weshalb ich mit dem Schreiben begonnen habe.

Es hat mich schon immer fasziniert.

Schon in der Grundschule habe ich mir gewünscht Autorin zu sein und habe sogar ganze Kinderzeitschriften für mich selber entworfen und viele Kurzgeschichten geschrieben. (Leider habe ich die alten Texte von drüher weggeworfen, weil ich in meiner Jugendzeit gedacht habe, dass ich diese nicht mehr brauche und mich bon alten Erinnerungen trennen wollte. Das bereue ich sehr. Kleiner Tipp an alle: Bewahrt eure kreativen Texte aus Kindertagen.)


Mit was für Problemen kämpfst du/hast du gekämpft und (wie) hilft dir Schreiben dabei?

In meiner Schulzeit habe ich mich oftmals einsam gefühlt, da ich schon immer hochsensibel war und die meisten Menschen nicht auf meiner Wellenlänge waren. Ich war viel alleine, habe alle meine Freundschaften verloren und war zeitweise sehr traurig und depressiv gestimmt. Damals hat mir das Tagebuch schreiben sehr geholfen, um meine Gefühle und Gedanken besser verstehen zu können. Ich konnte in dieser Zeit lernen mit mir alleine auszukommen.

Obwohl ich das damals nicht so gesehen habe, betrachte ich die damalige Zeit als eine der wertvollsten Phasen meines Lebens, weil ich endlich lernen durfte, dass andere Menschen nicht meinen Wert bestimmen dürfen und dass ich auch alleine ein vollwertiger Mensch bin. Damals habe ich begonnen Gedichte zu schreiben. Teilweise waren diese auch etwas „düster“, aber somit konnte ich meinen inneren Schmerz nach außen tragen und mich aktiv mit diesen Gefühlen und den Ursachen beschäftigen.

Seitdem ich studiere, leide ich auch häufiger unter Ängsten. Ich habe Angst vor der Übelkeit, vor Viren und manchmal auch vor dem Bus und Bahnfahrten. Oftmals hat es mir geholfen, dass ich mir selber kurze, positive Affirmationen geschrieben habe, die ich mir immer wieder aufgesagt und vorgelesen habe. Wenn man dies oft wiederholt, kann man sein Gehirn auf positive Gedanken hin trainieren. Durch die Uni habe ich leider das Tagebuchschreiben aufgegeben, merke in letzter Zeit jedoch, wie sehr mir das fehlt und möchte wieder anfangen, weil ich aus der Schulzeit noch weiß, wie sehr mir das geholfen hat.

Wie nutzt du das Schreiben am Liebsten?/Was schreibst du?

Ich schreibe hauptsächlich Gedichte und kleinere Zitate, um positive Momente, wie Spaziergänge in der Natur oder andere schöne Erlebnisse festhalten zu können, aber auch die negativen Dinge auf dieser Welt, wie Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung und andere Ungerechtigkeiten. Tagebuch und positive Affirmationen schreibe ich, um mir selber zu helfen. Ängste zu verstehen, zu überwinden und meine Gedanken ordnen zu können. 

An Kinderbüchern und Jugendromanen arbeite ich, um für jüngere Menschen sowohl fantasievolle, als auch eine diverse Welt zu kreiieren. In diesen Werken sollen seelische Leiden, Umweltschutz, Homosexualität/Transsexualität und Menschenrechte thematisiert werden.

Bald arbeite ich hoffentlich (wenn ich mal mehr Zeit habe) an einem philosophischen Werk, wo ich mich mit medizinethischen Fragestellungen beschäftigen möchte. Sowohl Kinder- und Jugendbücher, als auch philosophische Werke zu veröffentlichen ist mein größter Traum. Aber beides steckt noch in den Kinderschuhen. Es wird noch einiges an Zeit und Arbeit kosten, bis mein erstes Werk (hoffentlich) veröffentlich wird.

Was ist das Schwierigste beim Schreiben/im kreativen Prozess für dich?

Das Schwierigste sind wirklich die größteren Projekte. Man benötigt viel Ehrgeiz, Geduld und Selbstbewusstsein. Besonders im Uni-Alltag fehlen mir genau diese Eigenschaften. Eigentlich würde ich mich gerne, jeden Tag, für wenigstens eine Stunde an eines meiner kreativen Projekte setzen, aber nach dem ganzen Literaturlesen für die Uni, den Seminaren und meinem Nebenjob als Texterin, bei dem man auch viel schreibt, habe ich oftmals keine Motivation mehr an eigenen Projekten zu arbeiten.

Nicht selten zweifel ich auch an meinen Ideen und bekomme Schreibblockaden. Ich möchte, dass der Text perfekt wird und fange dann erst gar nicht an.


Was ist das Schönste/Bereichernste beim Schreiben/im kreativen Prozess für dich?

Einer der schönsten Gedanken ist, dass ich die Menschen mit meinen Worten berühren kann, aber vor allem, dass meine Gedankenwelt auf Papier real wird. Man entwickelt manchmal völlig neue Ideen, auf denen man aufbauen kann.

Besonders das intuitive Schreiben bringt schöne Dinge hervor


Gibt es Hobbys und Dinge, die du tust, wenn du nicht schreibst?

„Hauptberuflich“ bin ich momentan Studentin. Im Bachelor habe ich Philosophie und Germanistik studiert und studiere nun im Master Philosophie und Politikwissenschaften. Freiberuflich arbeite ich als Texterin.

Ich lese sehr gerne philosophische, wissenschaftliche Werke. In letzter Zeit auch viel feministische Literatur, aber auch spirituelle Bücher und Romane (am liebsten die von Paulo Coelho).  Außerdem liebe ich es in der Natur spazieren zu gehen, einfach meinen Tagträumen nachzuhängen und Naturfotos zu machen.

Hin und wieder macht es mir auch total Spaß vegane Gerichte zu kochen, zu backen und neue Rezepte auszuprobieren und zu kreieren.  Und um ehrlich zu sein mag ich auch einfach mal einen gemütlichen Netflix - Nachmittag alleine oder mit meiner besten Freundin. Außerdem liebe ich Cafés und Kinobesuche. Abends höre ich gerne Entspannungsmusik, Meditationen oder Kinderhörspiele.

Wenn ich mehr Zeit, mehr Geld und weniger Ängste hätte, würde ich auch gerne mehr reisen und verschiedene Kulturen, Länder und Menschen kennenlernen.


Was treibt dich an?

Sowohl beim Schreiben, als auch im Leben: Die Welt zu einem schöneren Ort machen. Ich möchte den Grundstein für eine Welt setzen, in der jeder gerne und in Liebe lebt.


Gibt es etwas, dass du Anderen gerne mitgeben möchtest?

Man ist mehr als die Schublade in die andere Menschen einen stecken oder stecken möchten. Man kann vieles sein, wie ängstlich und glücklich zu gleich oder noch Hoffnung, trotz vieler Zweifel, haben. Ich habe für mich erkannt, dass es keine reinen Gegensätze gibt. Ich finde es schade, dass die meisten, die seelisch leiden, immer noch Diagnosen bekommen. Diese sind nur Konstrukte, die ausschließen sollen, anstatt gesellschaftliche Missstände zu verändern.

Ich habe für mich erkannt, dass seelisches Leiden nicht „krank“, sondern ein Zeichen der Heilung ist, weil man sich erlaubt zu fühlen, anstatt weiter zu verdrängen. Deshalb halte ich nichts von den ganzen Diagnosen und Schubladen, denn sie haben keinen Mehrwert: „Sowohl juristische Regeln als auch psychiatrische Diagnosen sind von Menschen gemacht und können sich je nach politischer und gesellschaftlicher Lage immer wieder verändern. (Peet Thesing, Feministische Psychiatriekritik).

Wir können so viele Facetten gleichzeitig sein und fühlen. Denn gerade das macht das Menschsein aus. Ich stelle mir das Leben, wie ein Yin und Yang Zeichen vor. Ohne schwarz, kein weiß; ohne Licht, keine Dunkelheit; ohne Trauer, keine Freude. Alle „Gegensätze“ können nur zusammen agieren. Durch all die Trauer und die Einsamkeit, können die schönsten Sachen entstehen. „Es war nicht so vorgesehen, dass ihr allein seid. Euer Leben sollte so sein, wie ein Gespräch unter guten Freunden.“ (Filmzitat aus: „Die Hütte“)

Seid euch selber eine gute Freundin oder ein guter Freund und seid der Mensch für andere, den ihr euch immer gewünscht habt.


Über

 (c) Jana ist Studentin & angehende Autorin.


Mehr über sie erfährst Du unter:


Hast Du Lust bekommen, ebenfalls über Deine Erfahrung mit dem Schreiben zu berichten?

Dann meld Dich gerne über das Kontaktformular oder schreib eine Mail an kontakt(at)seelenschreiberei.org.

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