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Schreiberfahrungen Interview mit Inge Binder. Frau hat Hände auf Buch.

#Schreiberfahrungen – Schreiben bedeutet Befreiung

Der Autorin Inge Binder hat das Schreiben geholfen, einen Umgang mit ihrer Brustkrebsdiagnose zu finden. Für sie bedeutet Schreiben vor allem, sich von ihren Gefühlen befreien zu können.

Schreib darüber - ein Interview mit Inge Binder über ihre Schreiberfahrungen



Drei Worte, die dich am besten beschreiben:

Optimistisch, Explosiv, wenn es um Ungerechtigkeit geht, und außerdem trage ich mein Herz auf der Zunge.


Schreiben bedeutet für mich ...

Die Befreiung von meinen Gefühlen und das Lösen des Chaos in meinem Kopf.


Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Als im Jahr 2022 bei einer Vorsorgeuntersuchung Brustkrebs diagnostiziert wurde, zog mir das den Boden unter den Füßen weg. Und da fing ich mit dem Schreiben an.


Mit was für Problemen kämpfst du/hast du gekämpft und (wie) hilft dir Schreiben dabei?

Nach der Diagnose war ich verloren in meiner Angst. Eine Vielzahl von Untersuchungen stand mir bevor, gefolgt von meiner ersten Operation. Danach kamen die Chemotherapien.

In dieser schweren Zeit griff ich zu Stift und Papier und begann zu schreiben. Und mit jedem Wort, das ich mir von der Seele schrieb, wurde mir ein kleines bisschen leichter.

Ich glaube, es war wichtig, das Wort »Krebs« auszusprechen und sich ihm zu stellen. Und das tat ich jeden Tag, sooft und so lange, bis der Arzt mir im März 2023 endlich sagte »Sie sind krebsfrei.«

Jeden Tag in der Früh habe ich geschrieben, denn da hatte ich noch genug Energie. Und manchmal, wenn es mir so richtig schlecht ging, habe ich mich auch später hingesetzt und geschrieben, in der Hoffnung, dass es mir hilft.

Am Anfang wusste ich nicht mal so richtig, was ich schreiben soll, aber dann habe ich auf mein inneres »Ich« gehört und kotzte mich einfach richtig aus. Das tat gut und half mir, die Diagnose anzunehmen.

Insgesamt musste ich 2 OPs, 8 Chemos und 20 Bestrahlungen über mich ergehen lassen. Und in all dieser Zeit war Schreiben mein Halt.


Wie nutzt du das Schreiben am liebsten? / Was schreibst du?

Am liebsten nutze ich es, um meinen Gedanken freien Lauf zulassen. Außerdem schreibe ich meinen ersten Roman: Ein Märchen für Erwachsene.

In ihm geht es um ein Familiengeheimnis, das in der zweiten Generation schließlich ans Tageslicht kommt.

Diese Geschichte begleitet mich in meinem Kopf schon sehr lange, aber nachdem 2019 jemanden etwas davon gelesen hat, verlor ich den Mut, sie aufzuschreiben, auch, weil meine Rechtschreibung nicht die Beste ist.

Doch nach allem, was ich 2022-2023 durchstehen musste, hat sich mein Blick darauf verändert. Ich weiß, dass der Weg, bis ich mein Buch in den Händen halte, steinig werden kann, aber diesmal lasse ich mich nicht davon abhalten.


Was ist das Schwierigste beim Schreiben / im kreativen Prozess für dich?

Wenn ich schreibe und tief im Schreibprozess stecke, dann sehe ich die Figuren so real vor mir, dass ich manchmal das Gefühl habe, dabei verrückt zu werden. Ich muss dann einfach mitfühlen, egal ob sie gerade lachen oder weinen.

Außerdem ist es manchmal schwer, die Gefühle der Figuren richtig in Szene zu setzen und die vielen Worte unterzubringen, die in meinem Kopf herumspuken.

Auch schwer fällt es mir, mich nicht vom Schreiben abbringen zu lassen, wenn jemand mich kritisiert. Ich stehe noch am Anfang und lerne daher noch, weshalb ich oft Angst habe, Fehler zu machen.


Was ist das Schönste / Bereichernste beim Schreiben / im kreativen Prozess für dich?

Die Freiheit meine Worte zu Papier zu bringen, die Liebe und das Eintauchen in meine Fantasie.

Gibt es Hobbys und Dinge, die du tust, wenn du nicht schreibst?

Am liebsten verbringe ich Zeit mit meiner Familie und meinem Kind. Ich mag es, mit ihnen unterwegs zu sein und etwas Neues auf unseren gemeinsamen Ausflügen zu entdecken.

Zudem bin ich gerne mit unserem Labradormischling Oskar unterwegs, z.b. im Wald.


Was treibt dich an?

Nie aufzugeben und immer einen Schritt nach dem anderen zu machen.

Nach meiner Diagnose gibt kein Warten mehr auf später.
Ich versuche, im Hier und Jetzt zu leben, denn das Schicksal wartet nicht.


Gibt es etwas, dass du Anderen gerne mitgeben möchtest?

Schreiben tut der Seele gut, nutz es, um dir Erleichterung zu verschaffen. Das Wichtige dabei ist: Sei wirklich ehrlich zu dir selbst.

Und falls du mit einer ähnlichen Diagnose wie ich konfrontiert sein solltest, dann scheu dich nicht davor, Hilfe anzunehmen.

Sprich offen darüber, auch wenn es am Anfang schwer ist. Du kannst dir auch eine Selbsthilfegruppe suchen und deine Familie mit einbeziehen.

Denn du musst da nicht alleine durch.



Inge Binder Autorin

Über

 (c)   Inge Binder ist Autorin.




Hast Du Lust bekommen, ebenfalls über Deine Erfahrung mit dem Schreiben zu berichten?

Dann melde Dich gerne über das Kontaktformular bei mir oder schreib eine Mail an kontakt@seelenschreiberei.org.

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