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Mythen über das Schreiben Kreatives Schreiben

Kreatives Schreiben: 12 Mythen über das Schreiben

Über das kreative Schreiben geistern fast genauso viele Mythen und Halbwahrheiten durch die Welt, wie über psychische Krankheit.

Am Anfang meiner Autorenkarriere bin ich mit einigen von ihnen immer wieder in Kontakt gekommen – Verunsicherung und Irritation inklusive.

12 dieser Mythen habe ich in diesem Artikel gesammelt. Für alle, denen es so geht wie mir damals. Und weil ich glaube, dass es höchste Zeit ist, mit ihnen aufzuräumen.

12 Mythen über das Schreiben:

Mythos #1

Zum Schreiben brauche ich Talent.

Talent wird überbewertet. Natürlich ist ein Gespür für Sprache und ihre Feinheiten und Nuancen von Vorteil, genauso wie ein gut gefüllter Wortschatz.

Doch Schreiben hat viel mehr mit Leidenschaft und Handwerk zu tun, als mit (angeborenem) Talent.

Wenn Schreiben also das ist, was du tun möchtest: Dann ist dieser Wunsch die beste Voraussetzung, die du mitbringen kannst.

Alles andere lässt sich lernen.

Mythos #2

Wer einen Roman schreiben will, der muss vorher plotten.

Nein. Es ist wichtig die Eckpfeiler deiner Geschichte zu kennen, aber während es manchen hilft, alles vor dem Schreiben zu planen, blockiert genau das andere.

Eine Geschichte zu schreiben bedeutet in allererster Linie, in den Kopf unserer Figuren einzutauchen und die Handlung voranzutreiben – und ob dir das beim Schreiben selbst leichter fällt oder durch eine detaillierte Planung im Vorhinein, ist egal.

Denn die Schritte, die wir beim Schreiben einer Geschichte machen, sind stets gleich: nur gehen Plotter und Pantser sie unterschiedlich an.

Mythos #3

Zum Schreiben brauche ich ein spezielles Programm.

Spezielle Autorensoftwares wie Papyrus Autor oder Scrivener sind hilfreich, aber keineswegs ein Must-Have.

Ich selbst schreibe mittlerweile zwar mit Papyrus, doch die meisten Geschichten und Texte habe ich in Libre Office getippt, einer kostenlosen Open-Source Schreibsoftware.

Denn zum Schreiben brauchst du kein spezielles Programm. Es gibt Autoren, die verfassen den Erstentwurf ihres Manuskripts stets mit Stift und Papier und setzen sich erst zum Überarbeiten an den PC.

Was du zum Schreiben brauchst, ist der Wunsch es zu tun.

Mehr nicht.

Mythos #4

Wenn ich ernsthaft schreiben will, brauche ich viel Zeit – doch die habe ich nicht.

Ja, Zeit ist wichtig – aber mehr davon zu haben, macht uns nicht automatisch produktiver.

Im Gegenteil.

Manchmal schreibt es sich unter Zeitdruck sogar effektiver als wir glauben – was mein NaNo Projekt von 2021 beweist. Denn so schnell wir im November habe ich noch nie einen Großteil eines Buches fertiggeschrieben.

Zeit zum Schreiben zu finden ist nicht immer leicht, aber sie lässt sich finden.

Mythos #5

Ich kann mein Buch sowieso nicht veröffentlichen, weil niemand erfahren darf, dass ich es geschrieben habe.

Gerade dann, wenn wir über psychische Herausforderungen, ein Trauma oder die unterschiedlichen Stationen des eigenen Lebens schreiben möchten, hält der Gedanke daran, jemand könnte die eigenen Texte lesen, uns oft zurück.

Denn was denken meine Familie, meine Freunde oder mein Partner über das, was ich da zu Papier bringe? Wie reagieren mein Arbeitgeber oder die Kunden, die ich betreue?

Doch wenn du dich wirklich dazu entscheidest, etwas zu veröffentlichen, dann musst du das nicht mit deinem Klarnamen (dem Namen auf deinem Ausweis) tun.

Warum auch?

Jede Menge Autoren veröffentlichen unter einem Pseudonym. Sowohl bei Verlagen, als auch im Selfpublishing.

Denn mit einem Pseudonym kannst du jederzeit selbst entscheiden, ob es offen oder geschlossen sein soll & wie viel du über dich preisgeben möchtest.

Bisher veröffentliche ich meine Romane unter dem Pseudonym Marla Grey. Es ist ein offenes Pseudonym,weil ich damals nicht wollte, dass das, was ich schreibe, direkt zu mir zurückverfolgt werden kann, ohne die Verbindung zu meinem Klarnamen gänzlich zu kappen.

Und auch für die Impressumspflicht, die du auf Webseiten, Blogs oder im Selfpublishing erfüllen musst, gibt es Lösungen. Beispielsweise einen Impressumsservice. Eine aktuelle Liste mit Möglichkeiten habe ich auf der Seite von Andreas Hagemann gefunden.

Mythos #6

Ich bin nur dann ein richtiger Autor, wenn ich auch veröffentlicht habe.

Sobald du schreibst, bist du Autor. Punkt.

Es spielt keine Rolle, ob du deine Texte mit der Öffentlichkeit teilst oder nicht.

Wenn du bisher nicht veröffentlicht hast, bist du eben ein unveröffentlichter Autor – das ist alles.

Mythos #7

Ich bin nur gut, wenn ich auch bei einem großen Verlag veröffentlicht werde.

Es gibt jede Menge erfolgreiche Selfpublisher dort draußen. Du glaubst mir nicht? Klick dich einfach mal durch die Buch-Bestseller-Listen bei Amazon, da tummeln sich jede Menge.

Außerdem haben viele Autoren und Autorinnen bei Kleinverlagen unterschrieben und veröffentlichen wundervolle Bücher. Und auch jene, die auf Plattformen wie Wattpad unterwegs sind, schreiben mitunter großartige Geschichten.

Ein Vertrag bei einem großen Verlagshaus ist toll - doch ihn zu unterschreiben hat oft mehr mit Glück als mit Können zu tun.

Denn Schreiben ist etwas sehr Individuelles und Subjektives.  Es gibt unzählige Bücher, die ich liebe und andere furchtbar finden.

Und andersherum.

Geschmäcker sind eben verschieden - und das ist auch gut so.

Mythos #8

Wenn ein Verlag meinen Text ablehnt, dann bedeutet das, dass ich nicht schreiben kann.

Harry Potter wurde 12 Mal abgelehnt, ehe ein Verlag das Buch unter Vorbehalt rausgebracht hat - heute hat J.K. Rowling internationalen Erfolg und jeder kennt ihre Geschichte über den jungen Zauberer von Hogwards.

Genauso erging es C.S. Lewis, dem Autor der Chroniken von Nania, denn dieser hat ganze 120 Absagen erhalten, ehe er erfolgreich wurde.

Eine Absage heißt also nicht, dass du nicht schreiben kannst oder deine Idee schlecht ist.

Verlage treffen wirtschaftliche Entscheidungen, die nur bedingt mit dir zu tun haben.

Deine Geschichte passt vielleicht einfach nicht ins aktuelle Programm oder der Verlag vertraut lieber auf Altbewährtes, weil der Vorstand zögert, neue Wege zu beschreiten.

Oder oder oder.

Lass dich von einer Absage nicht entmutigen, nicht einmal von 100.

Schreib und versuch es weiter – bei anderen Verlagen, Kleinverlagen oder mach dich mit dem Selfpublishing vertraut. Denn die Zeiten, in denen du jemand anderen brauchtest, der den Wert deines Texte erkennt und dich veröffentlicht, sind vorbei.

Mythos #9

Ich war nicht gut in Deutsch, deshalb kann ich auch nicht schreiben.

Kreatives Schreiben wird nicht in der Schule gelehrt. Und kreativ zu schreiben hat auch nur bedingt etwas mit dem zu tun, was man dir in der Schule beigebracht hat.

Aufsätze, Erörterungen und Diktate sind nämlich etwas ganz anderes als eine Geschichte, ein Gedicht oder ein Songtext.

Es gibt Autoren mit Lese- und Rechtschreibschwäche, Menschen, die in anderen Sprachen veröffentlichen und jene, die in der Schule schlechte Noten gesammelt haben.

Ich selbst war in Deutsch eher mittelmäßig und bekam einen Grammatiktest mit einer 5- zurück. Trotzdem schreibe ich heute Geschichten und blogge.

Wenn du gerne schreiben möchtest, aber unsicher mit der Kommasetzung und Rechtschreibung bist: Nutz ein gutes Rechtschreibprogramm, um deine Texte durchzugehen.

Zusätzlich gibt es Korrektoren, die auf Fehler und Kommasetzung schauen und Lektoren, die dir dabei helfen, deinen Schreibstil zu verbessern.

Du siehst: Schlechte Noten heißen gar nichts.

Mythos #10

Eine Geschichte muss chronologisch geschrieben werden, um zu funktionieren.

Das ist Quatsch.

Jede Geschichte besteht aus Szenen und Kapiteln und du kannst sie schreiben, wie du möchtest: chronologisch, durcheinander oder das Ende zuerst.

Wichtig ist nur, dass die Geschichte am Ende in der richtigen (und in sich schlüssigen) Reihenfolge ist.

Aber wie genau du da hinkommst bleibt dir selbst überlassen.

Mythos #11

Der erste Entwurf muss perfekt sein.

Der erste Entwurf ist immer scheiße – das sagte Hemmingway.

Und ich stimme ihm zu.

Ja, richtig gelesen.

Meine Rohfassung ist immer schlecht. Denn in ihr wimmelt es nur so von Logiklücken, hölzernen Dialogen, unsinnigen Auschweifungen und plakativen Beschreibungen.

Und das ist bei jedem Text der Fall.

Bis ein Buch wirklich erscheint, gehe ich an die dreißig Mal über meinen Text. Erst alleine, dann mit verschiedenen Testlesern und am Ende noch mit meiner Lektorin & Korrektorin.

Stell dir den ersten Entwurf wie den Rohbau eines Hauses vor. Es ist gebaut, aber um es wohnlich zu gestalten und wirklich einziehen zu können, gibt es noch jede Menge Arbeit.

Genauso ist es auch mit deinem Text.

Mythos #12

Gute Geschichten werden niemals in der Ich-Perspektive geschrieben.

Dieser Satz stammt von einer Lektorin und er hat mich zu Beginn meiner Schreibkarriere wahnsinnig verunsichert. 

Ihrer Meinung nach wird die Ich-Perspektive weder gerne gelesen noch kann der Großteil der Autoren sie wirklich gut schreiben.

Doch das ist Unsinn.

Ja, die Ich Perspektive hat ihre Fallstricken, das stimmt. Aber es gibt jede Menge tolle Bücher, die aus der Ich-Perspektive geschrieben wurden. Grandiose Bücher und Bestseller inklusive.

Die Ich-Perspektive ist anders, aber nicht schwerer oder leichter – und ob sie zu deiner Geschichte passt, das entscheidet nur einer: Nämlich du.

Nutze die Erzählperspektive, mit der du dich wohl fühlst.


Kennst du weitere Mythen über das Schreiben?

Dann gerne in die Kommentare damit.


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