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Trauer Tagebuch führen

Mit Verlust umgehen: ein Trauer-Tagebuch führen

Trauer tut weh.  Tausend Gefühle strömen auf  uns ein und viel zu selten nehmen wir uns wirklich die Zeit und den Raum den wir bräuchten, um den Verlust zu verarbeiten.

Die erste Zeit weinen wir vielleicht, reden darüber, doch spätestens nach ein paar Wochen erlauben wir uns nicht mehr, die Menschen, die wir verloren haben, zu beweinen und zu vermissen. Wir drücken dieses lähmende Gefühl weg, füllen die Leere und lenken uns ab.

Manchmal, weil es von uns erwartet wird: Immerhin geht das Leben weiter.

Manchmal, weil wir Trauern mit Schwäche verwechseln und überzeugt sind, dass wir damit aufhören müssen.

Und manchmal, weil es viel zu weh tut.

Doch Trauer ist Schmerz und Schmerz verschwindet nicht einfach, nur weil wir uns weigern, ihn anzusehen oder ihn zu fühlen.

Im Gegenteil: Wir müssen trauern, um mit Tod und Verlust überhaupt abschließen zu können.

Ein Trauertagebuch führen

Wenn dir das Trauern schwerfällt – egal, ob der Mensch, der dir fehlt, vor ein paar Tagen, Wochen oder bereits Jahren gestorben ist, – dann kann dir ein Trauer-Tagebuch helfen, mit dem Verlust zurechtzukommen.

Denn Schreiben hilft. Ein Tagebuch stellt keine Fragen. Es lacht dich nicht aus und sagt dir auch nicht, dass du endlich darüber hinwegkommen musst. Es ist da, stumm und für sich, ohne das du jemanden überhaupt davon erzählen musst.

Was du für ein Trauer-Tagebuch brauchst:

- ein Notizbuch deiner Wahl. Das kann eine günstige Kladde, ein teures Hardcover-Notizbuch oder einfach ein dünnes Heft sein. Nimm das, was sich gut anfühlt und bei dem du dich auch traust, es tatsächlich zu benutzen.

- einen gut schreibenden Stift.

Alternativ kannst du das Tagebuch natürlich auch in einem Blog, auf einer Webseite oder hier in unserem Seelenschreiberei Forum virtuell führen.

Wie du ein Trauer-Tagebuch schreibst:

Wie beim normalen Tagebuch schreiben gibt es nicht den einen Weg. Du kannst jeden Tag, nur ab und zu oder in Intervallen schreiben. Mehrere Seiten füllen oder auch nur einen Satz pro Eintrag verfassen.

Erlaubt ist, was für dich passt und was sich richtig anfühlt.

Schreib über deine Gefühle. Über die Leerstellen, die der Mensch in deinem Leben oder dem von Anderen hinterlassen hat. Verbinde dich schreibend mit dem Menschen, den du verloren hast. Z.b. in dem du in gemeinsamen Erinnerungen und Momenten schwelgst, Worte direkt an den Verstorbenen richtest oder ihm/ihr sogar das Tagebuch widmest.

In dein Trauer-Journal kann all das, was du mit dem Menschen verbindest. Dinge, von dem du dich sorgst, dass du sie vergessen könntest, genauso wie das, was dich zur Weißglut gebracht hat.

Schreib darüber, wie sein/ihr Lachen klang. Welche Sätze zu dir gesagt wurden. Welche Filme ihr zusammen geschaut, welche Abenteuer ihr gemeistert und welche Dinge du noch so gerne gemeinsam mit ihm/ihr erlebt hättest.

In deinem Journal kannst du das Schöne und das Hässliche lassen. Deine Traurigkeit genauso wie deine Wut, die guten Erinnerungen genauso wie die schlechten.

Du kannst Fotos hineinkleben, malen und skizzieren, streichen und kritzeln und schmieren. Es geht nicht darum, schön und leserlich zu schreiben und auch Grammatik und Rechtschreibung ist zweitrangig.

Lass alles raus, halt nichts zurück.

Es heißt zwar, über Tote solle man nicht schlecht reden, aber das ist Unsinn. Auch der Verstorbene war ein Mensch und hatte Stärken und Schwächen. Er war nicht perfekt, so wie niemand perfekt ist.

Es gab sicher Dinge an ihm oder ihr, die dich in den Wahnsinn getrieben haben, z. B. ein schräger Humor zur unpassenden Zeit oder Angewohnheiten, die dich zu Lebzeiten fröhlich oder wütend gestimmt haben.

Schreib darüber. Schreib sooft und soviel und solange, wie du es brauchst.

Achte gut auf dich.

Es kann sein, dass deine Gefühle dich beim Schreiben überfluten. Dass du weinen musst oder es dir im Anschluss schlechter geht. Das ist okay und auch völlig normal.

Solltest du jedoch merken, dass deine Gefühle schlimmer werden und anhalten und du keine Ahnung haben, wie du damit umgehen sollst: hör bitte auf zu schreiben und such dir Hilfe. Jemanden, mit dem du reden kannst: ein Bekannter, ein Freund, jemand in unserem Forum oder ein Therapeut.

Du hast einen geliebten Menschen verloren?

Trauer Workbook Das Leben ohne Dich

Mit dem Trauer-Workbook kannst Du Dich schreibend mit Deinem Verlust auseinandersetzen und Stück für Stück zurück ins Leben finden.

Comments (5)

  1. Tatsächlich ist die wichtigste Regel beim Führen eines Tagebuches, dass dies nicht als Zwang betrachtet wird, sondern immer dann über den Verlust geschrieben wird, wenn man meint, dass es in dem Moment gerade hilfreich ist. Der Heilungsprozess ist in der Regel nicht linear, sodass emotionale Rückschläge völlig menschlich sind. Eine gute Grundlage, mit der Heilungsphase zu beginnen, ist ein angemessenes Abschiednehmen auf einer schön organisierten Bestattung, die der verstorbene Mensch sich auf diese Weise gewünscht hätte.

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