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Bedürfnisse Marlow Was wir brauchen damit es uns gut geht

Bedürfnisse: Was wir brauchen, damit es uns gut gehen kann

In letzter Zeit habe ich nicht nur einmal erlebt, wie das offensichtliche und greifbare Leiden von Menschen belächelt oder runtergespielt wird.

Es wird darüber gesprochen, dass Menschen sich beschweren – beispielsweise darüber, dass sie durch die aktuelle Situation in ihrem sozialen Leben eingeschränkt werden – obwohl sie glücklich und dankbar sein sollten, weil es anderen doch viel schlechter geht als ihnen.

Wir durchleben keine Kriege, hungern nicht und haben ein Dach über dem Kopf: Augenscheinlich betrachtet haben wir damit Dinge, die für die Generationen vor uns alles andere als selbstverständlich waren.

Doch unsere Bedürfnisse auf körperliche Befindlichkeiten und materielle Errungenschaften herunterzubrechen ist zu einfach.

Weil Leid nicht nur durch existenzielle Ausnahmesituationen entsteht, sondern immer dann, wenn Bedürfnisse nicht ausreichend gestillt werden.

Ja, es macht Sinn, sich ab und zu in Erinnerung zu rufen, dass unsere Lebensumstände heute bedeutend komfortabler und besser sind als noch vor einhundert Jahren.

Und natürlich ist es gut, das eigene Leiden zu betrachten, um für herauszufinden, ob das, was uns da gerade so entsetzlich quält, wirklich so schlimm ist, wie es sich anfühlt.

Doch die Wahrheit ist, dass wir mehr brauchen als ein Dach über dem Kopf, frische Luft und Essen auf unseren Tellern.

Unsere menschlichen (Ur-)Bedürfnisse sind komplex. Und sie umfassen weit mehr als unseren Körper und das, was wir zu unserem bloßen Überleben brauchen.

Die 5 Bedürfnisse nach Maslow

Laut Maslow gibt es fünf Arten von menschlichen Bedürfnissen:

Physiologische Bedürfnisse, Das Bedürfnis nach Sicherheit, Soziale Bedürfnisse, Individuelle Bedürfnisse und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.

Dabei unterscheidet er zwischen essenziellen (Defizit) Bedürfnissen und dem Wunsch & Streben nach Wachstum (Wachstumsbedürfnisse).

Bedürfnis Pyramide Marlow. Essenzielle Bedürfnisse

Alle fünf Stufen der Bedürfnis-Pyramide bauen aufeinander auf und bedingen sich damit auch gegenseitig.

Doch je nach Grad der Bedürfnisbefriedigung können sie mehr oder weniger Raum in unserem Leben einnehmen und damit auch einen anderen Einfluss auf unser seelisches, körperliches und geistiges Gleichgewicht haben.

Denn jedes unbefriedigende Bedürfnis beeinflusst unser Handeln und Denken und kann damit sowohl physische als auch psychische Störungen (Ängste, Zwänge, Bindungsstörungen, Selbstwertprobleme, Süchte,....) zur Folge haben.

1. Unsere physiologischen Bedürfnisse

Physiologische Bedürfnisse sind jene Bedürfnisse, die für unser menschliches (Über)Leben unabdingbar sind.

Das Stillen dieser Bedürfnisse bildet die Basis unserer Existenz und umfasst neben der Versorgung mit Sauerstoff und dem Schutz vor Witterung & Kälte, vor allem den Wunsch nach Befriedigung biologischer Lebensnotwendigkeiten:  Schlaf (und Ruhe), Sauberkeit, Nahrung, und Wasser.

2. Unser Bedürfnis nach Sicherheit

Jeder Mensch verspürt den Wunsch nach Sicherheit.

Wir streben nicht nur nach Stabilität, Schutz und Ordnung, sondern sehnen uns auch nach körperlicher, seelischer, sozialer und materieller (finanzieller) Sicherheit.

3. Unsere sozialen Bedürfnisse

Wir Menschen sind soziale Wesen und haben daher auch den starken Drang nach sozialen Verbindungen und Interaktion.

Wir wünschen uns Austausch und Kommunikation, sehnen uns nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit (Familie, Freundschaften,...) und brauchen nicht nur stabile Rollen, sondern auch einen sicheren Platz in sozialen Gefügen.

Zu unseren sozialen Notwendigkeiten zählen unter anderem gegenseitige Unterstützung, (tragfähige) Beziehungen, Zuneigung, Liebe und (sexuelle) Intimität.

4. Unsere individuellen Bedürfnisse

Jeder von uns trägt auch ganz eigene, individuelle Bedürfnisse mit sich herum.

Da sind unter anderem der Wunsch nach Anerkennung, Wertschätzung, Unabhängigkeit und Freiheit. Sowie die Sehnsucht nach (sozialem) Ansehen, Erfolg und (gesellschaftlichen) Status.

Individuelle Sehnsüchte sind - je nach Charakter, Persönlichkeit und vorherrschendem Wertesystem - stärker oder schwächer ausgeprägt.

5. Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung

Zusätzlich zu den vier essenziellen Bedürfnissen spüren wir den (inneren) Drang nach Selbstverwirklichung.

Der Wunsch, das eigene Potenzial auszuschöpfen, dem eigenen Leben einen (tieferen) Sinn zu geben und uns weiterzuentwickeln, treibt uns an.

Zu innerem Wachstum, Potenzialentfaltung und dem Erreichen ganz unterschiedlicher, individueller Ziele.

Die Gewichtung unserer Bedürfnisse

Marlow geht davon aus, dass etwa 70 % eines Bedürfnisses gestillt sein muss, damit wir die darüberliegenden Bedürfnisse wahrnehmen (können).

In Zeiten existenziellen Not (beispielsweise während eines Krieges oder einer Hungernot) treten unsere physiologischen Bedürfnisse automatisch in den Vordergrund und drängen damit seelische Bedürfnisse zurück.

Manchmal sogar so weit, dass sie vermeintlich ganz verschwinden.

Sind dagegen unsere physiologischen Bedürfnisse weitestgehend gesichert, treten die höher liegenden Bedürfnisse in den Vordergrund und können dabei einen ebenso drängenden Wunsch nach Befriedigung auslösen, wie das Fehlen physiologischer Lebensnotwendigkeiten.

Je nach kultureller Prägung  und vorherrschendem Wertesystem verändert sich die Gewichtung von Bedürfnissen zusätzlich. 

Unsere Bedürfnisse bedingen sich gegenseitig

Auch wenn Marlow herausgefunden hat, dass die fünf Stufen aufeinander aufbauen, bedingen sie sich vor allem gegenseitig.

Jedes Bedürfnis für sich kann eine wichtige Rolle im Leben eines Menschens einnehmen und damit über Zufriedenheit und/oder persönlicher Not entscheiden.

Bedürfnisse bedingen sich gegenseitig

Leid entsteht also aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Sollten wir es also tatsächlich abwägen, miteinander vergleichen oder in Hierachien einsortieren, nur weil das Leid des Gegenübers nicht unsere eigenen ungestillten Bedürfnisse widerspiegelt?

Tatsache ist: Je mehr unserer Bedürfnisse gestillt werden oder gestillt sind, umso stabiler ist unser seelisches, körperliches und geistiges Wohlbefinden.

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