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5 Schreibimpulse, um mit deiner Essstörung zu arbeiten

Alleine in Deutschland sind mehr als die Hälfte aller Frauen unzufrieden mit ihrem Gewicht und etwa jeder Fünfte zwischen 11 und 17 Jahren hat eine diagnostizierte Essstörung – und das ist nur die Spitze des Eisberges.

Denn Essstörungen sind allgegenwärtig.

Sie beeinflussen nicht nur die Beziehung zu uns selbst und verzerren den Blick auf uns und unseren Körper, nein, sie haben auch einen enormen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln.

Im Grunde kann eine Essstörung nahezu jeden Aspekt unseres Lebens vergiften.

Denn
sie trennt uns von unseren essenziellen Bedürfnissen, unseren Wünschen und Träumen und damit von dem Menschen, der wir sind.

Über deine Essstörung schreiben – warum eigentlich?

Schreiben macht nicht nur Spaß und tut gut, es ist auch heilsam.

Denn beim Schreiben schaffst du einen wichtigen Abstand zwischen deinem Erleben und den Handlungsimpulsen, die dir den Alltag erschweren. Außerdem gibt dir das Schreiben ein Ventil, um intensive Gefühle und Gedanken auszudrücken.

Es kann dir Entlastung schenken.

Aber nicht nur das.

Beim Schreiben erfährst du auch einiges über die Mechanismen deiner Essstörung, ihre Funktion in deinem Leben und dem darunterliegenden Schmerz.

Über deine Essstörung zu schreiben hilft dir so dabei, ein nachhaltigeres Verständnis von dir selbst zu entwickeln, tiefer zu blicken und ihr so – Stück für Stück – ihre Macht über dein Denken und Fühlen zu nehmen.

Bevor du mit dem Schreiben beginnst

Bevor du dir jetzt aber deinen Stift schnappst und dich einem (oder auch mehreren) der Schreibimpulse widmest, kommen hier noch ein paar Tipps, dir dir dabei helfen, das Schreiben effektiv zu nutzen.

1. Schieb alle Regeln über Grammatik, Rechtschreibung, Kommasetzung oder Schönschrift, die du jemals gehört hast, zur Seite

Du schreibst keinen Aufsatz, wirst nicht benotet und das, was du aufschreibst, ist für niemand anderen als für dich selbst bestimmt.

Es geht darum, deine wahren Gedanken und echten Gefühle auszudrücken und so in Kontakt zu kommen. Mit deiner Essstörung und mit dir.

Dafür braucht es keine Schönschrift, keine Grammatikregeln oder Kommas, sondern nur den Stift und das Blatt Papier vor deiner Nase.

Das ist alles.

2. Nimm dir genug Zeit

Das Schreiben über deine Essstörung und das Auseinandersetzen mit deinen wahren Gedanken und Gefühlen kann anstrengend und auch schmerzhaft sein – deshalb achte darauf, die Übungen nicht zwischen Tür und Angel zu machen.

Ein guter Richtwert sind etwa zehn bis zwanzig Minuten pro Schreibimpuls. Manche Menschen schreiben mehr, andere weniger – wichtig ist, dass du ausreichend Raum hast, um so lange zu schreiben, wie du das möchtest.

Druck macht es schwerer, sich wirklich auf die Schreibimpulse einlassen zu können.

3. Achte auf eine ablenkungsarme Umgebung

Such dir einen Platz, an dem du eine Weile alleine sein kannst. Setz dich nach draußen in den Garten, such dir ein ruhiges Zimmer oder schließ dich gerne auch im Badezimmer ein (das mache ich, wenn ich wirklich alleine sein muss beim Schreiben).

Auch das Dämpfen von Umgebungsgeräuschen mit guten Noise-Cancelling-Kopfhörern* oder das Hören von Musik kann helfen, eine ablenkungsfreie Umgebung zu schaffen.


Hinweis: Links mit (*) sind sogenannte Affiliate-Links.


4. Benutze einen gut schreibenden Stift und sorge für genügend Papier

Die beste Wirkung hat das Schreibens, wenn du mit der Hand schreibst, deshalb achte darauf, nicht nur einen gut schreibenden Stift zu nutzen, sondern auch ausreichend Papier bereitzulegen.

Nichts ist ärgerlicher, als mit dem Schreiben aufhören zu müssen, weil kein Platz mehr ist oder der Stift streikt.

Wenn es dir lieber ist, die Übungen am PC zu machen, kannst du das natürlich auch tun.

5. Atme tief ein und aus.

Ein paar tiefe Atemzüge tun gut. Sie erden, helfen dabei, sich zu fokussieren, und sind damit ein guter Start ins Schreiben.

Achte beim Atmen darauf, nicht durch den Mund, sondern durch die Nase einzuatmen und entlasse die Luft ganz langsam und kontinuierlich aus deinen Lungen.

5 Schreibimpulse, die dich im Kampf mit deiner Essstörung unterstützen:

Ich habe realisiert, dass ich eine Essstörung habe, als ...

Beende den Satz mit dem ersten, dass dir einfällt. Schreib weiter. Schreib all das auf, was du am liebsten tun würdest.

Wann hast du realisiert, dass sie da ist, deine Essstörung? Und ist das wirklich der Punkt, seitdem sie existiert, oder begleitet sie dich vielleicht sogar schon länger?

Schreib darüber. Hemmungslos und ungeschönt. Schreib über diesen Augenblick der Realisation, deine Gefühle und Gedanken. Lass zu, was kommt. Schreib es einfach nur aus dir heraus.

Das Gefühl, dass gerade am schwersten auszuhalten ist, ist ...

Welches Gefühl ist es und warum ist es da?

Wo spürst du es? Wo in deinem Körper kannst du es wahrnehmen? Wie macht es sich bemerkbar?

 Welche Gedanken begleiten das Gefühl? Wieso ist es so schwer auszuhalten? Und gibt es etwas, was dieses Gefühl dir vielleicht sagen möchte?

Schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt. So detailliert und umfangreich, wie du das möchtest. Es gibt kein Falsch.

Das würde meine Essstörung gerade zu mir sagen, wenn sie könnte ...

Führe einen Dialog mit deiner Essstörung. Lass sie all das sagen, was sie dir zu sagen hat und sag auch du all das, was du sagen möchtest.

Stell ihr Fragen, sag ihr, was du denkst und fühlst - und antworte dir dann aus ihrer Sicht.

Dieser Schreibimpuls ist sehr wirksam, auch wenn er am Anfang vielleicht etwas Überwindung kosten kann.

Beispiel:

Ich: "Warum nur bist du da und machst mein Leben zur Hölle. Ich hasse dich!"

Essstörung: "Nein, du hasst mich nicht. Du brauchst mich, das ist doch offensichtlich!"

Ich: ...

Das Gute an meiner Essstörung ist ...

Eine Essstörung hinterlässt viele negative Spuren in unserem Leben. Doch so zerstörerisch, wie sie auch ist, sie hat auch positive Effekte auf uns und unser Leben. Welche sind das bei dir?

Wobei hilft dir deine Essstörung? Mit was musst du dich vielleicht nicht auseinandersetzen, wenn sie aktiv ist? Vor was schützt sie dich?

An diesen Dingen hindert mich meine Essstörung:

Schreibe eine 100-Punkte-Liste mit all den Sachen, die deine Essstörung verhindert oder es dir erschwert.

Was genau sind das für Dinge? In welchen Bereichen spürst du die meisten Einschränkungen oder Schwierigkeiten? Welche Sachen kannst du nicht tun, weil deine Essstörung da ist? 

Schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt. Antworte instinktiv, am besten, ohne den Stift abzusetzen. Wiederholungen sind erlaubt.

Zusätzliche Tipps für die Arbeit mit deiner Essstörung:

1. Wiederhole die Schreibimpulse.

Die Antworten, die du durch das Schreiben bekommst, sind Momentaufnahmen, die verraten, wo genau du gerade stehst.

Doch sie sind nicht in Stein gemeißelt.

Im Gegenteil: Du wächst und lernst kontinuiierlich, was bedeutet, dass das, was du heute schreibst ganz anders aussehen kann, als das, was du in ein paar Wochen zum Papier bringen wirst.

Deshalb macht es Sinn, die Übungen regelmäßig zu wiederholen. So kannst du nicht nur deine eigene Entwicklung verfolgen, sondern auch tiefere Schichten deines Erlebens und Denkens ergründen.

2. Arbeite mit dem, was du über die Schreibimpulse herausgefunden hast & herausfindest.

Das, was du während des Schreibprozesses über dich, die Essstörung und das, was ihr zugrunde liegt oder sie begünstigt, herausfindest, ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang der Reise zu dir selbst.

Es ist der Anfang eines kontinuierlichen Prozesses, was bedeutet, dass du wieder und wieder hinsehen, fühlen und erkennen musst, damit sich etwas ändern kann.

Denn Selbsthilfe bedeutet aktive Arbeit mit und an dir selbst.

Sie ist ein fortwährender und mitunter auch sehr schmerzhafter Prozess. Aber einer, der sich lohnt, das verspreche ich dir.

3. Schreibe regelmäßig.

Am besten wirkt das Schreiben, wenn du es regelmäßig tust. Gib deinen Gedanken und Gefühlen einen Ort, an dem sie ankommen können.

Setz deiner Essstörung etwas entgegen.

Schenk dir ein Ventil.

Für eine regelmäßige Schreibroutine eignet sich beispielsweise das 
expressive Schreiben, das Schreiben von Morgenseiten oder auch das Führen eines Ess-Tagebuches.

Mein Ess-Journal

Mein Ess Journal Tagebuch für Menschen mit Essproblemen und Essstörungen

Der ideale Alltagsbegleiter für alle, die mit einer Essstörung zu kämpfen haben.

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