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Trauma: 4 Dinge, die mir bei einem Flashback helfen

Vor ein paar Wochen haute es mich um. Den Tag über war alles in Ordnung, ich schaute eine neue Serie auf dem Laptop, die mir wirklich gefiel und mich in ihren Bann zog und dann – mit einem Mal  – eine Szene, mit der ich nicht gerechnet hätte. Und alles wurde schwarz.

Es war nur ein Satz, den einer der Figuren zu einer anderen sagte, doch er reichte, um mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen.

Ich bekam einen Flashback.

Gefolgt von einem Weiteren.

Und plötzlich ging überhaupt nichts mehr.

Ich war nicht in der Lage zu kommunizieren, was ich brauchte.
Ich war nicht in der Lage, irgendwas zu tun.
Ich war gefangen in der Vergangenheit, während die Gegenwart einfach weiterlief.

Vielleicht geht es dir wie mir, wenn du das liest. Vielleicht kämpfst auch du mit deiner Vergangenheit und einzelnen Erinnerungen oder sogar einem ganzen Wulst, der dir immer wieder die Luft nimmt.

Ganz egal, welcher Schmerz dich einholt, es gibt etwas, das du dagegen tun kannst.

Vier Dinge, die du tun kannst, wenn ein Flashback dich lähmt:

1. Atmen

Atmen ist ein Zaubermittel. Es erdet. Es verankert uns im Hier und jetzt, lässt uns bewusst sein, in einer Situation, in der alles auf uns einströmt.

Ein und aus.
Aus und ein.
Langsam.
Bis fünf zählen.

1.
2.
3.
4.
5.

Atem halten, langsam ausstoßen.
Und wieder einatmen.
Wieder zählen.
Bis fünf.

Immer wieder und wieder.
Solange, bis die Panik sich langsam zurückzieht.
Solange, wie du es brauchst.

2. Gefühle zulassen

Wenn Flashbacks oder Intrusionen losgetreten werden oder Angst uns lähmt, ist das Erste, was wir tun wollen, dagegen anzukämpfen. Doch Flashbacks rollen trotzdem über uns hinweg, Bilder tauchen vor dem Inneren Augen auf. Gefühle kommen hoch und Erinnerungen ploppen auf, eine nach der andern, ohne das wir dagegen ankommen.

Es überrollt uns.
Und wir wollen wegrennen.
Soweit, wie wir können.

Doch was bei Angst nicht funktioniert, funktioniert auch bei schlimmen Erinnerungen nicht.

Also bleib da, wo du bist.

Lass es zu. Die Gefühle, die Erinnerungen, die Angst.
Alles.

Wein.
Schrei.
Wüte.

Zieh dich zu einer kleinen Kugel zusammen.
Versteck dich unter der Decke.
Schließ dich im Badezimmer ein oder kriech in den Kleiderschrank, ganz egal.

Schotte dich ab, wenn du das brauchst, aber lass die Gefühle, die dazukommen zu. Fühl, was kommt.

Und atme einfach. Atme. Atme. Atme.

3. Energiesparmodus aktivieren.

Was jetzt wichtig ist bist du. Dir geht es durch den Flashback schlecht und nichts geht mehr. Erlaub dir, soweit runterzufahren, wie es geht. Lass den Haushalt liegen, vergiss das Telefonat, das du führen wolltest und die Rechnung, die bezahlt werden muss.

Nichts davon ist wichtig.
Zumindest nicht so sehr, wie du.

Kümmer dich um dich. Sei gut zu dir. Zieh dich zurück, soweit, wie es eben geht.

Lass die Kinder einen Film schauen, gib deinem Partner ein Zeichen, dass du nicht zum Essen mitkommst, und dann … bleib bei dir.

4. Darüber schreiben.

Über einen Flashback kann ich nicht sprechen.
Ich kann kaum ausssprechen, was mir angetan wurde oder in den Mund nehmen, was mir passiert ist. Nicht in dem Detail, in dem ich es spüre.
Also schreibe ich.

Über das, was geschehen ist.
Über die Ohnmacht.
Über die Wut.
Über diese Zeit, die so viel kaputt gemacht hat.

Ich richte Worte an diese Menschen.
Schreibend kann ich sagen, wie weh mir getan wurde. Was sie zerstört haben, wie viel sie kaputt gemacht haben. In mir.

Und ich kann das tun, was ich damals nicht konnte: mich wehren. Ich kann Stopp schreiben. Immer wieder. Ich kann sie mit Worten anschreien, all das bei ihnen lassen, Hauptsache raus aus mir.

Papier ist geduldig.
Es ist still.
Es urteilt nicht.

Und wenn ich will, ist jedes Wort, das ich verfasse, mit wenigen Schritten vernichtet. Zerrissen oder verbrannt.

[bctt tweet=“Deine Seele ist verletzt – und offene Wunden muss man umsorgen, nicht so tun, als gäbe es sie gar nicht.“ username=““]

Lass nicht zu, dass die Vergangenheit dich gefangen hält. Dass sie dich lähmt, so wie damals.

Sei gut zu dir.
Achte auf dich.
Such dir Hilfe.
Rede.
Schreibe.
Atme.
Bleib bei dir.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Blog und ich finde den Ansatz klasse, Gefühle zuzulassen, grade bei Flashbacks – sie auszudrücken, statt „wegzuskillen“.

    Vielen Dank für diesen Artikel!

  2. Danke für den Artikel.
    Ich habe eben beim Spazierengehen einen Flashback bekommen und bisher trat das nur bei Bus und Bahn auf (meide das seit Jahren). Ich bekomme dann starken Fluchtimpuls und habe Angst zu dissoziieren (was auch ein Schutz ist). Ich lese so viel unterschiedliches , aus der Therapeutenszene eher schnell unterbrechen /Gefahr Retrama da war dein Artikel ein guter Kontrast : wenn man den Raum dazu hat (Geht draussen nicht), diesen flashbacks und dem Adrenalin etwas entgegenzusetzen. Ich kann weder schreien noch weinen aber ich denke es ist vlt auch festgesetzte Energie, die sich langsam zeigt. Flashbacks Jahre/jahrezehntelang mit Schutzanteilen zu unterdrücken, kostet dem Körper auch viel Energie. Ich werde den Umgang damit noch erlernen. Therapien haben mir nicht viel gebracht ausser mehr Unruhe. Brauche eigentlich einen Thera/Coach der mit mir auf die Strasse geht und sich die Flashbacks anschaut und dann gemeinsam durchsteht (und mich Co reguliert) und nicht jahrelang aus dem Zimmer heraus theoretisch über Ängste und Gefahren von PTBS und Kindheit redet. Kognition hilft da nicht wenn Stammhirn aktiv ist.

    Ich skille auch nicht mehr da ich während der Flashbacks gar nicht daran denke. Entgegengesetzt vieler therapeutischer Meinung will ich eher flashbacks durchstehen (am Besten zu Hause) weil ich dann hinterher weiss, diese gehen nach 5-10 Min vorbei. Wenn ich diese sofort wegskille dann bekomme ich noch mehr Angst vor dem nächsten Flashback und meide alles und bin gefangen zu Hause. Das klappt nur wenn ich wenig realen STress dazu habe. Bestimmte Flashbackarten haben sich somit auch von der Dauer abgemildert und auch die Intensität lässt nach (mir reicht dann schon Telefonieren um mich da raus zu holen).

    1. Das mit deinem Flashback tut mir leid, ich hoffe, du konntest gut für dich sorgen.

      Ich weiß gut was du meinst, mit der Angst und all dem. Es ist auch sehr gut, herauszufinden, wie man für sich einen guten Umgang damit findet. Das macht die Angst kleiner und gibt einem ein Stück weit Kontrolle zurück. 🙂

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