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Die 11 Punkte-Checkliste für deine erste Therapiestunde
Depressionen, traumatische Erfahrungen, seelische Verletzungen, ein gestörtes Essverhalten oder Panikattacken: Gründe, warum wir uns auf Therapiesuche begeben, gibt es zahlreiche.
Doch ebenso groß, wie das Leid, dass uns antreibt, kann die Überforderung sein, wenn es um die erste Therapiestunde geht.
Unsicherheit und Angst mischen sich mit den tausenden von Fragen in unserem Kopf:
So zumindest ging es mir.
Und so passierte etwas, dass nicht nur blöd für mich, sondern auch für den Therapeuten war: Ich tauchte völlig unvorbereitet zu meinem ersten Termin auf.
Damit du besser vorbereitet bist, als ich es gewesen bin, bekommst du mit diesem Artikel deshalb die 11 wichtigsten Punkte für deinen Therapiestart an die Hand.
Eine Checkliste, die dir dabei helfen wird, deine erste Therapiestunde bedeutend besser zu meistern als ich.
DIE 11-PUNKTE CHECKLISTE FÜR DEINE (ERSTE) THERAPIESTUNDE
1. Informiere dich über deinen Therapeuten
Ehe du zu deiner ersten Therapiesitzung aufbrichst, solltest du etwas Recherche betreiben.
Name, Anschrift und Therapieform bieten eine erste grobe Orientierung, und auch eine vorhandene Webseite, kann dir wichtige Anhaltspunkte liefern.
Finde heraus, ob dein Therapeut eine Kassenzulassung hat oder ob die Therapieform, die er anbietet, ausschließlich für Privatpatienten oder Selbstzahler ist.
Das Wissen darüber ist wichtig, damit du die Eckpunkte der möglichen Therapie, ihre Möglichkeiten und Grenzen kennst.
2. Kenne dein »Warum« für die Therapie
Vor meiner ersten Therapiestunde hatte ich nur ein Ziel: Alles sollte aufhören so schwer zu sein.
Schwammig und viel zu groß also.
Mach nicht denselben Fehler wie ich und überleg dir vorher, dein ganz persönliches Warum.
Je besser du nämlich weißt, warum du die Therapie machen willst und was genau du erreichen möchtest, desto besser kannst du deine Wünsche und Ziele formulieren.
Und nur so kann der Therapeut gemeinsam mit dir Teilziele entwickeln und schauen, welche Schritte notwendig sind, um sie zu erreichen.
3. Schreibe alles Wichtige über dich, deine Symptome und Schwierigkeiten auf
Das erste Mal einem (neuen) Therapeuten gegenüberzusitzen, kann ganz schön angsteinflößend sein.
Manchmal sind wir so nervös, dass sich all unsere Worte in Luft auflösen und uns die Fragen, die wir haben, vollkommen entfallen.
Damit dir das nicht passiert, hilft es, alles Wichtige auf einen Zettel zu schreiben und ihn mit in die Therapiestunde zu nehmen.
Dort kannst du ihn als Spickzettel nutzen oder dem Therapeuten aushändigen, je nachdem, was dir lieber ist.
Was du aufschreiben solltest:
4. Sei offen, aber vorsichtig
Für eine erfolgreiche Therapie braucht es Offenheit, doch das heißt nicht, dass du sofort jeden Aspekt deines Lebens preisgeben musst oder im Detail über schmerzhafte Erlebnisse sprechen.
Gerade belastende Themen und traumatische Erfahrungen sollten behutsam und einfühlsam behandelt werden, weil die Auseinandersetzung damit ausschließlich in einem vertrauensvollen Rahmen stattfinden sollte, um Retraumatisierung und Destabilisierung zu vermeiden.
Und Vertrauen muss wachsen, es ist nicht automatisch da.
Deshalb öffne dich – aber nur so weit, wie du das selbst wirklich möchtest.
Stellt der Therapeut Fragen, die du nicht beantworten möchtest, dann sag ihm genau das: Dass du darüber jetzt noch nicht sprechen kannst oder will.
Ein guter Therapeut wird akzeptieren, wo du stehst und dich niemals zu etwas drängen, was du nicht willst.
5. Achte auf jede Art von Unwohlsein und Abneigung
Menschen sind unterschiedlich: Mit dem einen verstehen wir uns, mit dem anderen nicht.
Ähnlich verhält es sich auch in einer Therapie: Kein Therapeut ist wie der andere.
Manche sind zurückhaltender, andere offensiver; manche provozieren gerne; andere gehen lieber langsamer voran.
Da eines der wichtigsten Pfeiler einer erfolgreichen Therapie ist, wie wohl du dich fühlst, ist es unerlässlich, nach Unwohlsein und Abneigungen Ausschau zu halten.
Achte auf die Reaktionen deines Gegenübers, ebenso wie auf deine eigenen Körperreaktionen, Gefühle und Gedanken:
Ganz gleich, wie versiert der Therapeut auf seinem Gebiet ist: Unwohlsein und Abneigungen sind ein klares No-Go für eine Therapie bei ihm.
6. Frage den Therapeuten nach seiner eigenen Erfahrung mit Therapie
Therapeutische Eigenerfahrung hilft einem Therapeuten, sich seiner eigenen Baustellen bewusst zu werden und mit ihnen aufzuräumen.
Hat er kaum Eigenerfahrung, weil er noch nie oder kaum auf der anderen Seite der Couch saß, projiziert er seine eigenen Themen im schlimmsten Fall auf dich.
Das ist nicht nur unprofessionell, sondern gefährlich.
In ihrem Video »Zu wem gehe ich in die Psychotherapie« gibt Dami Charf den Tipp, dass ein Therapeut mindestens 60 Stunden Eigenerfahrung mitbringen sollte, um eine professionelle Ebene zu gewährleisten.
Deshalb frag deinen Therapeuten danach.
Therapeuten, die nie selbst eine Therapie gemacht haben oder kaum Stunden vorweisen können, solltest du lieber von deiner Liste streichen.
7. Finde mehr über die Ausbildung deines Therapeuten heraus
Neben der eigenen Therapieerfahrungen sind auch der Ausbildungsweg und eventuelle Zusatzqualifikationen wichtig.
Wie lange arbeitet der Therapeut schon als Psychotherapeut? Wie viele Stunden umfasste seine therapeutische Ausbildung? Welche Weiterbildungen hat er gemacht?
Jemand, der nur theoretisch weiß, wie Psychotherapie funktioniert, oder nicht darum bemüht ist, sich weiterzubilden, um neuste Erkenntnisse in die eigene Arbeit einzubinden, ist nicht unbedingt der geeignete Therapeut für dich.
Vor allem dann nicht, wenn es um komplexe Themen wie Traumata geht.
8. Erkundige dich nach den Vorstellungen des Therapeuten
Nicht nur deine eigenen Ziele und Wünsche sind wichtig, sondern auch, welche Vorstellungen der Therapeut bezüglich der Therapie hat.
Erkundige dich deshalb nach seinen Zielen und Ideen.
Frag danach, wobei er dir wie helfen will.
Finde heraus, wo er dich sieht und welche konkreten Schritte ihr seiner Meinung nach gemeinsam gehen könntet.
Anhand seiner Vorstellungen kannst du so viel besser entscheiden, ob sein Ansatz zu dir und deinen eigenen Zielen passt.
9. Sei dir deiner eigenen Rolle in der Therapie bewusst
Eine Therapie ist eine Beziehung auf Zeit, aus der du, wenn sie gut läuft, wahnsinnig profitieren kannst.
Sowohl von dem Wissen, als auch von den Erfahrungen des Therapeuten.
Doch egal, wie viel Wissen er mitbringt, die Therapie funktioniert nur dann, wenn du deine Rolle übernimmst.
Denn der wahre Experte deines Lebens ist nicht er, sondern du.
Du solltest dir bewusst machen, dass eine Therapie mehr ein Werkzeug, als eine Komplettlösung auf Knopfdruck ist.
Ein Therapeut steht an deiner Seite, unterstützt dich dabei, die Tiefen deiner Seele zu verstehen und neue Wege zu gehen – doch es ist nicht seine Aufgabe, dir einen fixen Plan für dein restliches Leben zu präsentieren.
Du bist es also, der die aktive Arbeit übernehmen muss.
Nicht er.
10. Habe einen Plan für die Zeit nach der ersten Sitzung
Jede Therapiesitzung, insbesondere, wenn es die Allererste ist, kann ein emotionales Chaos hinterlassen.
Deshalb ist es wichtig, dich nicht nur auf die Therapiesitzung selbst, sondern auch auf das Danach vorzubereiten.
Das könnte so aussehen:
So kannst du dich mit den Gefühlen und Gedanken beschäftigen, die losgetreten worden sind. Du musst nicht direkt wieder funktionieren, Auto fahren oder etwas anders tun.
Emotionaler Beistand ist nie verkehrt. Bitte jemand, dem du vertraust, mit zu deiner Therapiestunde zu kommen, dich abzuholen oder zumindest telefonisch erreichbar zu sein, falls du im Anschluss reden musst oder eine andere Art der Unterstützung brauchst.
So ein Gespräch kann sehr aufwühlend sein; Gefühle wie Angst oder Traurigkeit auslösen oder dich (ungewollt) mit den schmerzhaften Themen deines Lebens in Kontakt bringen.
Du musst nicht versuchen stark zu sein oder deine Gefühle wegdrücken. Nimm den Druck raus und gib deinen Gefühlen den Raum, den sie brauchen.
Es kann helfen, dir nach der Therapiesitzung Zeit zum Schreiben zu nehmen, um deine Gedanken zu sortieren und das Gespräch Revue passieren zu lassen. Das unterstützt dich dabei, sowohl ein Gefühl für den Therapeuten selbst, als auch für seine Arbeitsweise zu entwickeln und herauszufinden, wie du weitermachen willst.
11. Triff deine endgültige Entscheidung erst nach allen Probesitzungen
In Deutschland hast du Anspruch auf 5 therapeutische Probesitzungen, doch manchmal verfallen wir in eines von zwei Extremen, statt uns ausreichend Zeit für unsere Entscheidung zu nehmen:
1. Wir entscheiden uns zu schnell für die Therapie
Der Mangel an Alternativen, der Druck unseres Leidens oder die Euphorie über die erste Stunde, kann dazu führen, dass wir fünf gerade sein lassen und uns - trotz (offensichtlicher) Aversion - für die Therapie entscheiden.
2. Wir entscheiden uns zu schnell gegen die Therapie
Die Angst vor Veränderung, die Sorge vor dem, was auf dich zukommt oder das Gefühl, das sowieso niemals schaffen zu können, kann dazu führen, dass wir und nicht ausreichend Zeit nehmen, den Therapeuten und seine Arbeitsweise wirklich kennenzulernen.
Ein überstürztes, unüberlegtes Ja rächt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in Vertrauensschwierigkeiten oder Unwohlsein; ein überstürztes, angstgesteuertes Nein kann dagegen bedeuten, dass du dir eine wichtige Chance entgehen lässt, dein seelisches Leiden zu beenden.
Deshalb: Nimm dir ausreichend Zeit, nutze alle dir zur Verfügung stehenden Stunden, um das Für und Wider abzuwägen, ehe du dich für oder gegen die Therapie entscheidest.
Denn deine Entscheidung sollte sich stimmig anfühlen.
Die Checkliste auf einen Blick:
Kannst du alle Fragen der Liste mit einem JA beantworten, verfügst du über eine gute Grundlage, um entscheiden zu können, ob diese Therapie etwas für dich ist - oder nicht.
Jedes NEIN solltest du ernst nehmen, ggf. noch einmal nachhaken oder es als eine Art Warnschuss verstehen.
Ich wünsche dir viel Erfolg für deine erste Therapiestunde.
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